Kliniken am Limit - Gemeinsamer Appell der Kliniken an alle Menschen in ihrer Region

Kliniken am LIMIT
Die Kliniken in Südwest-Sachsen appellieren gemeinsam an die Bevölkerung.

„Nur gemeinsam können wir einander schützen! Bleiben Sie zu Hause! Meiden Sie Kontakte“ – mit diesem gemeinsamen Appell richten sich die 29 Kliniken der kreisfreien Stadt Chemnitz, dem Erzgebirgskreis, LK Mittelsachsen, Vogtlandkreis und LK Zwickau an alle Menschen ihrer Region. Grund dafür ist die extrem angespannte und sich zuspitzende Lage in den Krankenhäusern in Südwest Sachsen. Die Zahl der Behandlungsbedürftigen COVID-19-Erkrankten in den Kliniken steigt rasant. Dies und der hohe pandemiebedingte Ausfall an pflegerischem und ärztlichem Personal bringen die Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen.

„Die COVID-19-Fallzahlen in Sachsen und damit auch die Zahl der Patienten, die einer stationären Behandlung bedürfen, bringen die Kliniken in allen Bereichen an ihre Belastungsgrenzen. Ein wichtiger und eigentlich einfach zu bedienender Hebel für die Eindämmung der Pandemie ist die strikte Einhaltung der AHA-Regeln durch alle Menschen. Nur so kann die Zahl der Infektionen reduziert werden! Man muss sich dabei vor Augen führen, dass positive Effekte in der Allgemeinbevölkerung erst ein bis zwei Wochen später in den Kliniken ankommen, so dass sich dort die Belastungen in den nächsten Tagen noch verschärfen werden. Niemand kann das Leid der Patienten selbst und auch ihrer Angehörigen in der akuten Krankheit ermessen. Jede Erkrankung, die wir jetzt vermeiden, hilft denjenigen, die aktuell auf eine medizinische Versorgung auch unabhängig von COVID-19 angewiesen sind“, sagt Dr. Thomas Grünewald, Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum Chemnitz.

Momentan werden in unserer Direktion mehr als 1150 Menschen, die sich mit dem SARS-CoV-2 Virus infiziert haben, stationär behandelt. Davon benötigen 15-20% der Erkrankten eine intensivmedizinische Behandlung, die Hälfte muss zudem beatmet werden und ein Viertel verstirbt an COVID-19.

„Eine normale Kranken- und Notfallversorgung ist nicht mehr möglich, immer mehr OPs werden verschoben. Die schweren, langwierigen COVID-Verläufe belasten die Ressource „Krankenhaus“ inzwischen extrem, „normale“ Krankheiten und/oder Verletzungen nehmen durch COVID zusätzlich kompliziertere Verläufe. Wir stehen am Anfang des Winters und jetzt schon sind alle Rückfallebenen zugunsten Corona aufgebraucht. Unser Personal arbeitet täglich an der Belastungsgrenze!“, sagt Prof. Dr. Andreas Reske, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Heinrich-Braun Klinikum Zwickau.
Erschwerend kommt hinzu, dass reguläre und notwenige medizinische Eingriffe nicht mehr durchgeführt werden können. Die OP-Säle werden geschlossen und das Personal zur Behandlung von COVID-Patient*innen eingesetzt. Die Kliniken sind so nur noch in der Lage die absolute Notfallversorgung zu gewährleisten.

„Unsere Belastungsgrenze ist schon erreicht, unsere Intensiv-Stationen sind überbelegt. Dennoch kämpfen wir um eine adäquate Notfallversorgung unter Pandemiebedingungen. Das Hauptproblem ist die hohe Zahl an erkrankten oder in Quarantäne befindlichen Mitarbeiter. Wir haben keine Möglichkeit mehr, durch Stationsschließungen zusätzliches Personal für die COVID-Patienten zu generieren“, sagt Priv.-Doz. Dr. Jan Wallenborn, Ärztlicher Direktor / Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin am Helios Klinikum Aue.

Sollten die Fallzahlen weiter so steigen, gelangen medizinisches Personal und die Krankenhausversorgung an ihr Limit. Eine adäquate medizinische Versorgung kann dann nicht mehr gewährleistet werden. Unsere Mitarbeiter leisten Außergewöhnliches, sie gehen an die physischen und psychischen Grenzen - und darüber hinaus. Unter diesen Bedingungen lässt sich nicht mehr ausschließen, dass das Gesundheitssystem kollabiert. Umso wichtiger ist der Appell an alle Bürger, halten Sie die Hygiene-Regeln ein, verhindern Sie die Überlastung der Krankenhäuser.

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