Corona und Psyche
Isolation, riskanter Alkoholkonsum und seelischer Stress – über die Risiken und Nebenwirkungen einer Pandemie für die psychische Gesundheit
Weltweit leiden Menschen nicht nur körperlich oder wirtschaftlich, sondern auch seelisch unter den Folgen von Corona. Nach über einem Jahr Ausnahmesituation ziehen unsere Experten nun eine Zwischenbilanz zu den bisherigen Erfahrungen aus der medizinischen Praxis.
Die wichtigsten Erkenntnisse: Im Zuge der Corona-Pandemie hat ein riskanter Alkoholkonsum deutlich zugenommen. Zudem fühlen sich immer mehr Menschen sozial isoliert und entwickeln daraus psychische Erkrankungen. Und es leiden in hohem Maße Kinder und Jugendliche, weil die Corona-Lage sich in besonderer Weise auf ihre persönliche Lebenssituation und die damit verbundenen Perspektiven auswirkt.
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Pandemie befördert „riskanten Alkoholkonsum“
Wie suchtanfällig macht uns die Corona-Zeit? Ein Interview mit Dr. med. Ulrike Ernst, Chefärztin unserer Klinik für Suchtmedizin
Frau Dr. med. Ulrike Ernst hat direkte Auswirkungen der Corona-Krise auf das Suchtverhalten festgestellt. So müssen vermehrt Menschen mit Alkoholabhängigkeit in stationärer Behandlung aufgenommen werden, da ambulante Einrichtungen derzeit geschlossen sind. Dazu kommen Patienten, die ihren Alkoholkonsum im Laufe der Pandemie unkontrolliert gesteigert haben und nun an einer Abhängigkeitserkrankung leiden. Um nicht in den nächsten Jahren deutlich mehr Patienten mit Suchterkrankungen behandeln zu müssen, sieht es Frau Dr. Ernst als vorrangige Aufgabe, frühzeitig gegenzusteuern.
In unserem Krankenhaus ist die Zahl an stationären Patienten mit einer Suchterkrankung weitgehend unverändert geblieben. Trotz Pandemie war die Nachfrage nach Entzugsbehandlungen sowohl für Alkohol als auch für illegale Drogen unverändert hoch. Daraus zeigt sich, dass der Zugang sowohl zu legalen als auch zu illegalen Suchtstoffen trotz gesellschaftlicher Restriktionen, Ausgangsbeschränkungen und Grenzkontrollen weder verhindert noch beschränkt werden konnte. Aus ersten Studien wissen wir mittlerweile auch, dass in der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 deutlich mehr suchtassoziierte Notfälle in den Notfallambulanzen der somatischen Krankenhäuser eingewiesen wurden als vor der Pandemie. Dazu zählen insbesondere alkohol- oder drogenbedingte Intoxikationen mit dazugehörigen Verhaltensstörungen.
Was unmittelbar in unserem psychiatrischen Fachkrankenhaus auffällig ist: Es kommen jetzt mehr Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit zu uns, die sonst eigentlich im ambulanten Versorgungsnetzwerk mit niedrigschwelligen soziotherapeutischen Hilfen aufgefangen werden. Da ein Großteil dieser Einrichtungen derzeit Corona-bedingt geschlossen oder nur eingeschränkt tätig ist, sind viele Betroffene psychisch destabilisiert, werden rückfällig und benötigen deshalb eine stationäre Behandlung.
Seit Anfang dieses Jahres kommen nun auch die ersten Patienten zur stationären Behandlung, die bereits seit einigen Jahren einen riskanten Alkoholkonsum gepflegt, die Trinkmenge im Laufe der Pandemie unkontrolliert weiter gesteigert haben und nun an einer Abhängigkeitserkrankung leiden. Mit diesen beiden Patientengruppen sehen wir somit aktuell direkte Auswirkungen der Corona-Krise.
Ich befürchte, ja. Der Konsum von Suchtstoffen jeglicher Art bewirkt bei Einnahme eine biochemische Veränderung im Hirnstoffwechsel. Es werden verstärkt stimulierende Botenstoffe ausgeschüttet, was sich zum Zeitpunkt des Konsums in angenehmen Gefühlen widerspiegelt – etwa dem Empfinden von Leichtigkeit, Freude, Entspannung oder Müdigkeit bzw. Aktivität und Leistungssteigerung. Auf den Punkt gebracht können uns Suchtstoffe dabei helfen, unangenehme Empfindungen zu manipulieren.
Und genau da liegt die Gefahr der Pandemie. Im einfachsten Fall erleben die Menschen durch die Pandemie „nur“ eine vorübergehende Einschränkung in ihrem gewohnten Lebensablauf. Viel häufiger aber geht diese nun schon seit mehr einem Jahr bestehende Krise mit existentiell bedrohlichen Ängsten gesundheitlicher oder wirtschaftlicher Natur einher. Unser Gedächtnis ist so programmiert, dass angenehme Erfahrungen lange gespeichert bleiben und etwa ein leichter Alkoholrausch mit Entspannung und einem leichteren Abschalten assoziiert wird. Dadurch ist die Gefahr eines nun häufigeren Suchtmittelkonsums zur Bewältigung von unangenehmen Gefühlen in der Corona-Zeit sehr hoch.
Und die Grenze zwischen einem risikoarmen und einem riskanten Alkoholkonsum ist sehr gering. Landläufig gilt als „normales Trinken“, wenn ein Mann täglich maximal eine Flasche Bier und eine Frau die halbe Trinkmenge konsumiert, wobei an mindestens zwei Tagen pro Woche gar kein Alkohol getrunken werden sollte. Werden die normalen Grenzen dauerhaft riskant überschritten, kann sich daraus leicht eine Abhängigkeitserkrankung entwickeln. Momentan sehen wir stationär schon die ersten Fälle solcher veränderten Konsummuster. Und sofern wir nicht schnell mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern, ist zu erwarten und zu befürchten, dass wir in den nächsten Jahren deutlich mehr Patienten mit Suchterkrankungen behandeln müssen.
Wichtig ist, dass die Menschen schnell lernen, achtsamer mit sich umzugehen. Es reicht nicht aus, nur die eigene prinzipielle Unzufriedenheit wahrzunehmen, vielmehr müssen auch die dafür ursächlichen Gefühle identifiziert und bewertet werden. Daraus lässt sich dann viel besser ableiten, was jetzt zu tun ist, um sich wieder besser zu fühlen. Es sind ja auch nicht alle wohltuenden Aktivitäten aufgrund von Corona-Restriktionen verboten.
Zudem ist es wichtig, den eigenen Alkoholkonsum offen und ehrlich zu betrachten. Und sich die Frage zu stellen: Entspricht mein Trinken noch den Kriterien eines risikoarmen Konsums? Wer diese Frage mit Nein beantworten muss, dem rate ich dazu, als erste notwendige Maßnahme möglichst umgehend mehrere trinkfreie Tage pro Woche einzuführen und strikt einzuhalten.
Mehr soziale Isolation, mehr Gewalterfahrung, mehr Frustration
Wie sich die Corona-Krise heute in der ambulanten Versorgung von Patienten mit seelischen Erkrankungen niederschlägt, erklärt Carsten Bölke, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Medizinischen Versorgungszentrum Döbeln

Die notwendigen Einschränkungen während der Pandemie können zu einer sozialen Isolation führen. Aus der Resilienzforschung ist bekannt, dass fehlende körperliche Nähe und Gefühle der Einsamkeit als Hochrisikofaktoren für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen anzusehen sind. Untersuchungen belegen zudem eine Zunahme von körperlicher und häuslicher Gewalt in den vergangenen zwölf Monaten – ebenfalls eine Gefahrenquelle für spätere psychische Erkrankungen.
Ganz unabhängig von der aktuellen Pandemiezeit scheuen sich leider noch immer zahlreiche Patienten generell davor, sich aufgrund von seelischen Beschwerden behandeln zu lassen. Dahinter verbirgt sich häufig eine gewisse Furcht vor einer möglichen gesellschaftlichen Stigmatisierung. Was sich jedoch in der Corona-Zeit spürbar verändert hat: Es fallen in den Hausarztpraxen deutlich mehr Patienten mit psychischen Problemen auf, die zur weiteren Behandlung an spezialisierte Facharztpraxen überwiesen werden. Wie in allen medizinischen Einrichtungen gelten auch in psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Praxen strenge Hygienerichtlinien, um sowohl die Patienten als auch das Behandlungsteam vor Infektionsrisiken zu schützen. Die Patienten erleben diese Sicherheit und melden das zurück.
Die Pandemie kann zu einer sozialen Isolation führen. Soziale Isolation ist ein Risikofaktor dafür, dass psychische Erkrankungen ausgelöst werden oder sich bestehende psychiatrische Symptome verschlechtern können. Viele Menschen sind von Unsicherheiten sowohl im beruflichen bzw. schulischen Umfeld als auch im privaten Bereich betroffen. Nicht zuletzt gibt es verstärkt auch Gewalterfahrungen in der Familie. Es sind alle Altersgruppen betroffen, wobei wir aktuell eine besondere Zunahme seelischer Belastungen bei jungen Erwachsenen sehen. Sie leiden besonders unter den geltenden Einschränkungen im sozialen Zusammenleben. Nicht wenige von ihnen sind erstmals in ihrem Leben von einer tiefen Frustration erfasst, einige haben Sorgen vor anstehenden Schulabschlüssen oder sehen ihre Ausbildungen und Perspektiven in Gefahr. Diese jungen Menschen brauchen unsere besondere Unterstützung.
Ich halte es mit dem berühmten deutschen Dichter Friedrich Schiller, der gesagt haben soll: „O Gott, das Leben ist doch schön!“ Trotz aller Belastungen und Unsicherheiten gibt es die kleinen und schönen Dinge immer noch. Es fällt uns nur schwer, sie noch zu sehen. Vielleicht helfen uns kurze Momente des Innehaltens, um Wohltuendes zu entdecken. Manchmal ist es ein freundliches Wort an einen Mitmenschen, für das wir eine freundliche Reaktion bekommen. Das hilft uns, Mensch zu bleiben. Wenn wir einem Nachbarn unsere Hilfe anbieten, kann das auch für uns ein Segen sein – eine Bestätigung, dass das Gute da ist und bleiben wird. Und manchmal hilft es auch, einfach mal einen Tag ohne Nachrichten auszukommen.
Rund ein Drittel der Menschen leidet momentan unter psychischem Stress
Ein Interview mit Prof. Dr. med. Francisco Pedrosa Gil, Ärztlicher Direktor unseres Krankenhauses sowie Chefarzt unserer Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie

Prof. Dr. med. Francisco Pedrosa Gil sieht in der Corona-Pandemie eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die psychische Gesundheit und verweist auf die multidimensionalen und potenziell toxischen Stressfaktoren, zu denen neben Ängsten und existenziellen Problemen beispielsweise auch die Isolation während einer Quarantäne und die Langeweile im Corona-Alltag beitragen können.
Die Pandemie stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die psychische Gesundheit dar. Das haben bereits viele wissenschaftliche Untersuchungen zu früheren Infektionswellen klar und deutlich belegt. Sie zeigten unter anderem, dass Quarantänemaßnahmen auch bei vorangegangenen Pandemien häufig negative Auswirkungen auf das seelische Befinden hatten und zu Angstsymptomen, zu Depressionen, zu Gereiztheit und zu Ärger sowie auch zu posttraumatischen Belastungsstörungen führten.
Es gibt besondere „Stressoren“, die uns im Rahmen einer Pandemie erheblich zu schaffen machen können. Ängste vor einer Infektion oder vor einer Stigmatisierung zählen ebenso dazu wie mögliche finanzielle Probleme. Auch eine unzureichende Informationslage, die Dauer einer Quarantäne und schlicht auch Langeweile können sich negativ auswirken. In der Fachwelt spricht man auch von so genannten „multidimensionalen potentiellen toxischen Stressfaktoren“ bei der COVID-19-Pandemie.
Selbst wenn wir die Pandemie einmal unberücksichtigt lassen, ist es ist sehr schwer, eine normale psychische Beanspruchung sicher von einer psychischen bzw. psychiatrischen Grunderkrankung abzugrenzen. Für das Krankheitsbild der Depression gibt es zahlreiche Screening-Instrumente, die auch von Laien genutzt werden können – etwa die so genannten Beurteilungs-Skalen vom „Bündnis gegen Depression“.
Gerade in Pandemiezeiten ist ein möglichst niedrigschwelliger Behandlungsansatz sehr wichtig. Dies meint, dass bei psychischen Problemen zunächst der Austausch mit den Hausärzten gesucht werden sollte. Sie kennen die jeweilige Lebenssituation ihrer Patienten einfach am besten und können deshalb am ehesten abwägen, ob und wann ggf. die „Grenze“ zu einer psychischen bzw. psychiatrischen bzw. psychosomatischen Erkrankung überschritten ist.
Wer sich hierzu weiter informieren möchte, dem sei die Homepage der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfohlen – hier sind ausführliche Informationen zu psychischen Erkrankungen zu finden.
Aktuell noch nicht. Aus der Literatur und aus vielen Metaanalysen wissen wir aber, dass Corona-Patienten häufig auch an Depressionen und Angststörungen leiden, ebenso an posttraumatischen Belastungsstörungen.
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Zahl von Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und posttraumatischen Belastungsstörungen in der Allgemeinbevölkerung derzeit vergleichsweise hoch ist. Rund ein Drittel der Menschen leidet momentan unter psychischem Stress. Mit Blick auf die seelische Gesundheit müssen wir davon ausgehen, dass sich unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem auch auf mittel- und langfristige Folgen der Pandemie einstellen muss.
Bisher haben wir in unserem Krankenhaus nur vereinzelte Fälle von posttraumatischen Belastungsstörungen mit Bezug auf die Corona-Lage gesehen. Aber wir rechnen in den nächsten Wochen und Monaten mit einer Zunahme solcher Fälle im klinischen Alltag. Mögliche Symptome für eine posttraumatische Belastungsstörung können u. a. sein: emotionaler Rückzug, Gefühlsabstumpfung, Vermeidung von Reizen; auch vegetative Störungen sind möglich.
Diverse Untersuchungen haben bereits zeigen können, dass Beschäftigte im Krankenhaus und insbesondere Pflegekräfte einer besonderen Belastung ausgesetzt sind. Von psychischem Stress sind in erheblichem Maße auch Eltern sowie Menschen in exponierten Berufen betroffen – wie etwa Lehrerinnen und Lehrer.
Aus diesem Grund plädiere ich gerade in dieser Pandemiezeit für einen möglichst engen Austausch innerhalb des medizinischen Systems. Es ist wichtig, beginnende seelische Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen. Dafür braucht es einen möglichst niedrigschwelligen Zugang über Hausarztpraxen oder Beratungsstellen. Auch die regional verteilten Psychiatrischen Institutsambulanzen unseres Fachkrankenhauses in Freiberg, Döbeln und Hochweitzschen bieten sich dafür an. Von dort aus können bei Bedarf unmittelbar die Kontakte zu professionellen Therapeuten hergestellt werden – auch zu unserer Klinik.
Ängste haben einen enormen Input auf unsere psychische Verfassung. Bestehen sie über einen längeren Zeitraum, können sie chronische Stressreaktionen auslösen, die sich wiederum negativ auf die körperliche und seelische Verfassung auswirken. Aus meiner Erfahrung als Forscher und Kliniker weiß ich, dass durch Ängste endokrinologische Stresshormonachsen aktiviert werden können, die bei der Ausprägung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen eine wichtige Rolle spielen.
Wir haben nun schon über einen sehr langen Zeitraum diverse Kontaktbeschränkungen zu beachten und Abstandsregeln einzuhalten. Dies kann sich sowohl auf unser soziales Miteinander auswirken als auch unmittelbar auf unsere Psyche durchschlagen. Kinder und Jugendliche scheinen davon stärker psychisch zu belastet zu sein als ältere Menschen. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, mit der wir in der psychischen Versorgung sicher noch einige Jahre zu tun haben werden.
Eine Modellrechnung des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hat übrigens ergeben, dass der Kompetenzausfall der jetzigen Schülergeneration aufgrund des eingeschränkten Schulunterrichtes schon jetzt auf mehrere Billionen Euro geschätzt werden muss.
Wie wir auch aus der Resilienzforschung wissen, sind Gefühle der Einsamkeit bzw. fehlende körperliche Nähe jeweils Hochrisikofaktoren für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen. Diese pandemiebedingt sicher notwendigen Einschränkungen von persönlichen Kontakten sollten mit Blick auf die psychische Gesundheit aber nicht zum Normalfall werden oder als solcher angesehen werden. Wir müssen uns als Gesellschaft stets auch der psychischen Gefahren und Risiken solcher Maßnahmen bewusst sein.
Es ist in zahlreichen Untersuchungen belegt, dass die körperliche und häusliche Gewalt im Zuge der Corona-Pandemie zugenommen hat. Diverse Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte haben zudem einen deutlichen Zusammenhang nachweisen können zwischen körperlichem und seelischem Missbrauch (insbesondere in der Kindheit und Jugend) und einer späteren Entwicklung von psychischen Erkrankungen.
Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Corona-Krise psychische Langzeitfolgen haben wird – und dies sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. Es ist damit zu rechnen, dass insgesamt mehr Menschen psychisch oder psychiatrisch erkranken werden.
Es wäre dabei natürlich falsch, diese Entwicklung hinzunehmen und untätig abzuwarten. Jeder von uns kann in seinen täglichen Routinen für sein Seelenwohl tätig werden. Auch der überwiegend digitale Draht zu geliebten Menschen ist deutlich besser als eine völlige Einsiedelei. Und obwohl sich bei vielen der Corona-Alltag im Homeoffice bzw. im heimischen Umfeld abspielt, ist es aus psychischer Sicht sinnvoll, dem Tag weiterhin eine klare und sinnvolle Struktur zu geben. Was ebenfalls helfen kann: unsichere Informationsquellen möglichst zu vermeiden und auch die positiven Nachrichten nicht zu übersehen, die es bei aller Corona-Tristesse ja immer noch gibt.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Internationale Rote Kreuz empfehlen übrigens folgende Maßnahmen zum Erhalt des Wohlbefindens in der Isolation, die ich ebenfalls befürworte: körperliche Aktivität, Entspannungs- und Krafttraining sowie kognitive Betätigung. Dies sollte natürlich so regelmäßig wie möglich betrieben werden – sei es in Form eines Spaziergangs, einer Yoga-Auszeit oder einer Rätselstunde.
In unserem Fachgebiet wird derzeit abgewogen, ob leicht zugängliche Präventionsprogramme auch von Seiten der Krankenhäuser angeboten werden sollten – etwa Telefonhotlines, Internetangebote oder Krisendienste. Wir haben im Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen seit der ersten Infektionswelle eine spezielle Corona-Hotline eingerichtet, die sich an alle Interessierten richtet und alle Fragen, Sorgen und Nöte ernst nimmt. Darüber hinaus steht unsere Klinik auch in einem engen Austausch mit den Beratungsstellen im Landkreis Mittelsachsen.
Aktuell laufen in unserem Fachgebiet verschiedene Untersuchungen, um einen Ist-Zustand zu ermitteln. Auch im Fachkrankrankenhaus Bethanien Hochweitzschen bereiten wir in Kooperation mit der Charité Berlin und der Universität Potsdam mehrere Studien vor, um die Auswirkungen der Pandemie in der psychiatrischen Alltagsversorgung genauer zu ermitteln und letztlich besser verstehen zu können.